Unsere Schule – Aber was steckt eigentlich dahinter?

Die Entwicklung Freudenhains

Von Christina Dietrich

Jeden Tag betreten wir unsere Schule und halten uns so lange darin auf. Eigentlich sollten wir unsere Schule recht gut kennen, denn auch, wenn die Schule einem zunächst sehr gross erscheint, kennt man nach einiger Zeit die Anordnung der Räume, als auch den Park und die Form und Farbe des Gebäudes. Doch eigentlich wissen wir nicht viel über das Auersperg-Gymnasium Freudenhain; auch wenn wir das vielleicht vermuten würden.

Wie ist das Schloss entstanden, wieso sieht es so aus, wie es aussieht und gibt es Besonderheiten, die so direkt eigentlich gar nicht auffallen?

Im Laufe der Zeit fanden in Freudenhain viele Veränderungen statt, doch da diese Geschehnisse weit in der Vergangenheit liegen, befassen sich die wenigsten wirklich noch mit dieser Thematik, obwohl dies vor allem für Schüler des Gymnasiums durchaus interessant wäre.

Der Architekt Freudenhains hieß Johann Georg Hagenauer, wurde in Oberbayern (heutiges Salzburg) geboren und lebte im 18. Jahrhundert. Sein großes Vorbild war einer seiner älteren Brüder, Wolfgang Hagenauer, der ein berühmter Architekt Salzburgs war. So beschloss Johann Georg Hagenauer, den gleichen Weg wie sein Bruder einzuschlagen und entschied sich dann für eine Ausbildung als hochfürstlicher Hofbauverwalter. Darauf folgte dann sein Architekturstudium an der Akademie in Wien. Danach kehrte er zunächst nach Salzburg zurück. Doch schnell wurde ihm klar, dass er dort keine berufliche Perspektive hatte und kam dann nach Passau, wo er einige, teilweise auch bekannte, Gebäude plante und baute. Beispiele dafür sind das Theater und der Redoutensaal, Schloss Haidenhof, oder eben auch das Schloss Freundenhain, wie es ursprünglich hieß.

Mit dem Schloss alleine war der Bau Freudenhains aber noch lange nicht beendet, denn er plante außerdem noch die Parkanlage, die Orangerie und den Küchengarten. Eine Orangerie ist eine Sammlung von exotischen, nicht winterfesten Gewächsen; also ein Glashaus für Zitruspflanzen, Olivenbäumen und noch vieles mehr. Ein Küchengarten diente dazu, eine herrschaftliche Küche zu versorgen. Dort wurde frisches Obst und Gemüse angebaut.

Seitdem hat sich aber einiges in Freudenhain verändert:

Seit 1871 war Freudenhain im Besitz der „Englischen Fräulein“. Die „Englischen Fräulein“ zählen bis heute zu den bedeutendsten unter den katholischen Frauenorden, mit einem Schwerpunkt auf die schulische Unterrichtung und Erziehung junger Mädchen. Diese haben Freudenhain dann erweitert: So wurde ein Schwimmbad in den Park gebaut, das dann bis in die 1990er Jahre existierte. Sie erweiterten die Kapelle St. Joseph, die sich auch immer noch in der Schule befindet. Da sich durch den Schulbetrieb viele Personen in Freudenhain befanden, reichte der Platz nicht aus, weshalb sie dann ein weiteres Gebäude bauen mussten. Dort wo jetzt der Neubau steht, wurde das Josephshaus errichtet. Dieses Haus diente dann als Schlafplatz für Angestellte und die englischen Fräulein. Außerdem wurde illegal an den Festsaal angebaut. Die eine Hälfte des Festsaals war ein Musiksaal und dort standen unter anderem ein Klavier und noch weitere Instrumente. Die andere Hälfte diente als Sportraum, in dem Ballettstangen oder auch Turnmatten waren. Dass der Festsaal erweitert wurde, kann man auch heute noch erkennen. Die eine Hälfte des Festsaals ist mit Stuck, also Verzierungen an den Wänden und an der Decke, geschmückt. Die andere Hälfte jedoch hat keine Verzierungen. Er wurde ohne Baugenehmigung erweitert. 

Einige Jahre später war Freudenhain nicht mehr ausschließlich nur eine Schule für Mädchen, sondern auch für Knaben. 1989 sollte die Schule dann geschlossen werden, da zu wenige Schüler und Schülerinnen in diese Schule gingen, doch es gab eine Demonstration, da viele Menschen gegen gegen eine Schließung waren. Daraufhin wurde die Schule nicht geschlossen, sondern um den wirtschaftswissenschaftlichen Zweig erweitert. Dadurch hatten die Schüler und Schülerinnen dann mehrere Möglichkeiten für die Zweigwahl, weshalb dann durch die beiden Zweige mehr Schüler auf die Schule gingen als zuvor.

Zu Beginn des 21. Jahrhunderts war das Josephshaus generell auch schon sehr alt und deswegen auch nicht mehr sanierbar. Deswegen wurde das Gebäude abgerissen, um mehr Platz zu schaffen und modernere Klassenzimmer bieten zu können. Da das Josephshaus im Gegensatz zum Hauptgebäude nicht denkmalgeschützt war, war das Abreisen im Jahr 2000 kein großes Problem. Als Ersatz wurde dann der Neubau errichtet.

In den Jahren 2022 bis 2024 wurde nun die neue Turnhalle gebaut, in der alle Schulklassen auch schon unterrichtet werden.

Aber nun zu dem eigentlichen Bau Freudenhains im 18. Jahrhundert. Wie oben schon erklärt wurde das Schloss von dem Architekten Johann Georg Hagenauer geplant und gebaut. Klar ist aber, dass ein Architekt alleine ein so großes Projekt nicht verwirklichen könnte, denn man braucht auch einige Arbeiter und Baumaterialien. Anhand einer Statistik über die Schichtenlöhnung, das sind die Summen der jährlich ausgezahlten Arbeitslöhne auf der Baustelle, wird gezeigt, wie viel oder wie wenig die involvierten Arbeiter durch den Bau des Schlosses verdienten. Im Jahr 1787, in dem am meisten gebaut wurde, haben die Arbeiter zirka elftausend Gulden verdient. Elftausend Gulden sind heute umgerechnet ungefähr 147.400 Euro.

In der heutigen Zeit ist das nicht wirklich viel, man muss aber bedenken, dass diese Summe im 18. Jahrhundert für die Menschen um einiges mehr an Wert hatte, da auch andere Güter um einiges günstiger waren als jetzt im 21. Jahrhundert.

Festhalten kann man aber, dass dieses Gehalt zwar zum Leben gereicht hat, die Menschen dadurch aber sicherlich nicht reich wurden. Durch alle Ressourcen, die für den Bau benötigt wurden, lag die Endrechnung bei zirka 140.238 Gulden; umgerechnet zirka 3.383.470 Euro. Natürlich war das schon immer sehr viel Geld. Man muss aber bedenken, dass es ein riesiges Schloss ist. Zum Beispiel wurden Ziegel für die Dächer in eigenen Ziegelöfen gebrannt, Holz in eigenen Waldungen geschlagen und verarbeitet, und Natursteine als Sockelsteine, Tür- und Fenstergewände, Sohlbänke, Treppenstufen und Kamin verwendet.

Dies trieb die Kosten deutlich nach oben.

Freudenhain wurde zur Zeit der Aufklärung errichtet. In der Aufklärung ging es darum, Akzeptanz für neu erlangtes Wissen zu schaffen. Zu der Epoche der Aufklärung gehörte auch der Klassizismus, eine Kunstepoche. Dieser Klassizismus spiegelte sich auch in der Architektur wider, was man an einigen Merkmalen erkennen kann:

Freudenhain enthält klare Strukturen. Das Gebäude besteht aus klaren Linien und symmetrischen Formen, da sich die klassizistische Architektur sehr an der griechischen und römischen Antike orientierte. Daher kann man vor dem Haupteingang auch Säulen erkennen. Über den Säulen befindet sich neben dem Balkon auch ein Giebeldreieck, das als Verzierung dient. Außerdem ist der Stuck an den Wänden sehr auffällig. Stuck ist Zementputz, der als Verzierung dient.

Als letztes sind noch die Freimaurer zu erwähnen, die sehr wichtig für Joseph Franz Anton von Auersperg, dem das Schloss gehörte, waren. Giebeldreiecke waren sehr typisch für Freimaurer.

Freimaurerei wird auch Königliche Kunst genannt und man meint damit einen ethischen Bund freier Menschen mit der Überzeugung, dass die ständige Arbeit an sich selbst zu Selbsterkenntnis und einem menschlicheren Verhalten führe. Die wichtigsten Grundsätze sind Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Toleranz und Humanität.

Der Fürstbischof Graf von Auersperg selbst war Freimaurer und er war so begeistert davon, dass er zum Beispiel den Park des Schlosses nach freimaurerischen Symboliken gestaltete.

Abschließend kann man festhalten, dass sich Freudenhain in den letzten Jahrzehnten sehr verändert hat und wir uns als Schüler des Auersperg Gymnasiums Freudenhain viel zu wenig dafür interessieren, wie es eigentlich dazu gekommen ist, dass wir jetzt in eine so schöne Schule gehen dürfen.

Quellen:

https://www.freudenhain.de/index.php/profil/allgemeines/schulgeschichte

https://www.monumente-online.de/de/ausgaben/2009/5/sehnsucht-nach-idylle.php

https://www.arthistoricum.net/kunstform/rezension/ausgabe/2012/9/18013


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